Sprachkarten

Die Karten bilden die Antworten pro Ort als Kreisdiagramm ab. Dadurch wird sichtbar, welche Antwort wir an einem Ort am häufigsten erhalten haben und andere Nennungen fallen nicht unter den Tisch. Manchmal beruhen diese Diagramme auf sehr vielen Antworten (v.a. in den städtischen Gebieten) und manchmal auch nur auf sehr wenigen oder nur einer Antwort. Falls dein Ort noch nicht dabei ist oder dein eigener Sprachgebrauch fehlt, beantworte gerne noch einige Fragen!

Wer freut sich nicht darauf? Das eigene Bett, in das man sich am Ende eines langen Tages legen und zur Ruhe kommen kann. Was im besonderen Maße zur Gemütlichkeit – vor allem an kälteren Tagen – beiträgt, ist das Textil, mit dem man sich nachts zudeckt. Nach genau diesem Textil haben wir in einer Frage der PALAVA-App gefragt.

Insgesamt konnten 2479 Antworten in die Auswertung mit einbezogen werden.

Generell ist Bettdecke mit über 50% aller Nennungen aus ganz Nordrhein-Westfalen der am häufigsten genannte Begriff – was nicht weiter verwundert, da es sich hier um den standardsprachlichen Begriff handelt. Am zweitmeisten wurde die verkürzte Variante Decke genannt, die ebenfalls zur Standardsprache zählt und fast überall vorkommt. Decke stammt vermutlich – wie auch das Dach – von der indogermanischen Wurzel *teg- ‚decken‘.

Neben der (Bett-)Decke ist das Plümo ein vielgenutzter Begriff – dieser allerdings nur im Rheinland. In Westfalen deckt man sich anscheinend so gut wie gar nicht mit dem Plümo zu. Auffällig war bei der Auswertung dieser Variante, dass manche Nutzer:innen der App betont haben, ihr Plümo eher im Winter zu nutzen, da es eine dicke bzw. warme Decke bezeichnet. Dies passt auch gut zur Etymologie des Wortes: Es geht zurück auf lateinisch pluma ‚Feder‘ und wurde im 19. Jahrhundert aus französisch plumeau ‚Federbett‘ entlehnt. Wenn jemand seine Bettdecke Plümo nennt, meint er/sie also häufig eine dicke, warme, mit Federn gefüllte Decke. Die deutsche Übersetzung Federbett und ähnliche Varianten wie Federdecke kamen vereinzelt vor, wurden allerdings aufgrund ihres wenigen Vorkommens unter „sonstige“ gezählt (s. u.).

Das Oberbett wurde ebenfalls relativ oft genannt. Der Begriff wird laut unseren Daten insbesondere im Ruhrgebiet zwischen Duisburg und Hamm sowie in Südwestfalen genutzt. In die Auswertung zu Oberbett wurden zudem ähnlich klingende Einzelnennungen wie Überbett dazugezählt.

Die Zudecke wurde nicht viel seltener als Bezeichnung für das gesuchte Textil gewählt; insbesondere in Ostwestfalen-Lippe, aber auch in anderen Teilen NRWs wird sich mit der Zudecke zugedeckt.

Püll ist eine eher seltene Nennung, allerdings lässt sich auf der Karte deutlich erkennen, dass der Begriff lediglich im moselfränkischen Zipfel um Siegen herum vorkommt, zumindest nach den uns zur Verfügung stehenden PALAVA-Daten. Laut dem Rheinischen Wörterbuch ist Püll ein Synonym für Oberbett.

Neben diesen aufgeführten Begriffen gibt es natürlich viele weitere, die aber jeweils weniger als fünf Nennungen umfassen und deshalb unter „sonstige“ aufgeführt werden. Zum Teil sind dies bekannte Wörter für Schlafbekleidung wie Schlafanzug oder auch Pölter und Nachtpolter, die beide ebenfalls Schlafanzug bzw. Nachthemd bedeuten und auf mittellateinisch paldo ‚Wollenrock‘ zurückzuführen sind. Zum Teil sind es auch Wörter, die andere Bestandteile auf einem Bett bezeichnen, etwa Kissen oder (Bett-)Bezug. Ob in diesen Fällen die Fragestellung missverständlich aufgenommen wurde, bleibt unklar.

Doch nicht nur die räumliche Verteilung ist hier interessant: Es hat sich herausgestellt, dass sich auch ein Blick in die verschiedenen Altersgruppen lohnt, denn je nach Geburtsjahr variieren die Begriffe, die für das Textil genannt werden. Aufgeteilt in vier Altersgruppen (12-24 Jahre, 25-44 Jahre 45-64 Jahre und 65-89 Jahre) lassen sich einige Auffälligkeiten feststellen: Decke wurde von den jungen Nutzer:innen von allen Varianten am meisten genannt; mit aufsteigendem Alter wird die Decke stetig weniger genutzt: Bei allen drei weiteren Altersgruppen ist die Standardvariante Bettdecke deutlich beliebter. Je jünger die Altersgruppe, desto seltener wurden zudem die Varianten Plümo, Oberbett und Zudecke genannt. Bei Oberbett ist dies besonders auffällig: Es wird von der jüngsten Gruppe, von der 93 Antworten ausgewertet werden konnten, kein Mal genannt. Eine letzte Auffälligkeit, die ins Auge springt, ist, dass ältere Gewährspersonen augenscheinlich mehr Wörter für das Textil kennen als jüngere. Während nämlich die 12-24-Jährigen nur vier Varianten nennen, sind es bei den beiden älteren Gruppen deutlich mehr, zu sehen unter „Sonstige“. Bei diesen Ergebnissen muss allerdings auch berücksichtigt werden, dass für die jüngste Gruppe insgesamt die geringste Anzahl an Antworten vorlagen – die ausgewerteten Antworten für die 25-44-Jährigen und die 65-89-Jährigen lagen im 500- bzw. 600-stelligen Bereich. Für die zweitälteste Gruppe lagen mit über 1300 die mit Abstand meisten ausgewerteten Antworten vor.

 

Literatur:

Peter Honnen: Wo kommt dat her? Herkunftswörterbuch der Umgangssprache an Rhein und Ruhr. Köln 2018.

Kluge. Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. Bearbeitet von Elmar Seebold. 25., durchgesehene und erweiterte Auflage. Berlin/Boston 2011.

RhWB = Rheinisches Wörterbuch. […] hrsg. und bearb. von Josef Müller u. a. Bonn, Berlin 1928—1971. [URL: https://www.woerterbuchnetz.de/RhWB].