Der Sommer verabschiedet sich und es kommt die Zeit, in der man sich gern mit einer Tasse Tee auf dem Sofa einkuscheln möchte. Dies ist auch die Zeit, in der sich Frostbeulen, Frostbüddel, Frosthippen oder Zitterphillipe besonders warm anziehen sollten. All diese Begriffe haben wir von euch erhalten, als wir euch gefragt haben, wie jemand heißt der ständig friert.
Die Karte verzichtet dieses Mal auf die Standardvariante Frostbeule, da diese im gesamten Gebiet vorkommt und die kleineren regionalen Muster ein wenig verdeckt. Schaut man auf die übrigen Bezeichnungen lassen sich im Großen und Ganzen zwei grobe Muster ausmachen. Da gibt es zum einen das Muster aus Frier oder Frost als ersten Wortbestandteil wie in Frostbeule, Frostbeutel oder Frierhippe oder Frierpeter. Zum anderen gibt es Kombinationen wie kalte Müsch, die vor allem im Rheinland vorkommen. Dabei ist die Müsch im Ripuarischen ein kleiner Vogel, inwiefern das für frierende Menschen stehen kann ist nicht geklärt (RhWB, 5,1442).
Blicken wir zunächst genauer auf die Bildungen mit Frier- und Frost-. Vor allem im nördlichen Rheinland und dem südlichen Ruhrgebiet finden wir die Frierhippe. Eine Hippe bezeichnet im Münsterländischen, im Ripuarischen und Sündniederfränkischen eine Ziege und wurde früher auch als abwertende Bezeichnung für „zimperliche Mädchen“ verwendet (WWB 3, 234; RhWB,3, 676). Im Westmünsterland wird der männliche Vorname Peter in verschiedenen Varianten (pit, pitter, peter) verwendet. In Ostwestfalen und dem nördlichen Münsterland wird eine leicht frierende Person mit Frostköttel bezeichnet, was wörtlich einen kleinen Kotklumpen wie etwa von Hasen bezeichnet. Übertragen wird es aber auch für eine nörgelnde Person benannt, also jemand der sich z.B. ständig über Kälte beklagt (WWb, 3, 1089). Im Ruhrgebiet und im östlichen Teil des Erhebungsgebietes finden wir weiterhin den Frostpin. Pin bezeichnet dabei einen kleinen, spitzen Gegenstand und kommt wohl über die Übertragung für das männliche Geschlechtsorgan als abwertende Personenbezeichnung in diesen Kreis (die Kategorie sonstiges enthält in geringer Anzahl durchaus einige Phallusbezeichnungen). Zu guter Letzt verteilen sich im Gebiet noch unsystematisch die Frostbeutel (Frostbüddel).
Neben dieser recht klaren räumlichen Verteilung bieten uns diese Bezeichnungen spannende Einblicke, in die Quellen für emotional aufgeladene Personenbezeichnungen. Da ist zum einen die Tierwelt (Frierhippe), dann Vornamen wie der Frierpeter oder auch vereinzelt die Frierlise, aber auch vulgäre Bezeichnungen wie der Frierpin (und verwandt einzeln der Frierpimmel), sodass sich hier weitere spannende Untersuchungen ergeben.
Literatur
Rheinisches Wörterbuch, digitalisierte Fassung im Wörterbuchnetz des Trier Center for Digital Humanities, Version 01/23, [URL: https://www.woerterbuchnetz.de/RhWB].
Westfälisches Wörterbuch, digitalisierte Fassung im Wörterbuchnetz des Trier Center for Digital Humanities, Version 01/23, [URL: https://www.woerterbuchnetz.de/WWB].