Sprachkarten

Die Karten bilden die Antworten pro Ort als Kreisdiagramm ab. Dadurch wird sichtbar, welche Antwort wir an einem Ort am häufigsten erhalten haben und andere Nennungen fallen nicht unter den Tisch. Manchmal beruhen diese Diagramme auf sehr vielen Antworten (v.a. in den städtischen Gebieten) und manchmal auch nur auf sehr wenigen oder nur einer Antwort. Falls dein Ort noch nicht dabei ist oder dein eigener Sprachgebrauch fehlt, beantworte gerne noch einige Fragen!

In Nordrhein-Westfalen haben sich über die Jahre hinweg zahlreiche Abschiedsfloskeln entwickelt. Im Folgenden wird die regionale Verteilung betrachtet, bevor die Herkunft der Begriffe erläutert wird.

Tschüss ist mit 1647 Nennungen die mit Abstand am häufigsten genannte Variante und in ganz NRW verbreitet. Die alternative Form Tschüssi ist ebenfalls nicht regional begrenzt und landesweit genannt worden (74 Nennungen). Auch Tschüssikowski fiel in der Befragung einige Male, die Variante ist hauptsächlich im Ruhrgebiet verbreitet (17 Nennungen).

Mit 561 Nennungen ist die Variante Tschö am zweithäufigsten genannt worden. Diese Variante wurde nahezu ausschließlich im Rheinland verwendet. Darunter fallen bspw. Tschö mit ö oder Tschökes. Gelegentlich wird sich auch mit Tschö, wa verabschiedet (z.B. in Aachen).

Die dritthäufigste Variante, Tschau (370 Nennungen), wird vorrangig im Norden von NRW verwendet, ist aber auch in anderen Regionen des Landes zu hören. Auch großräumig verteilt, aber vor allem in Westfalen genutzt, ist die Variante Tschööss (72 Nennungen). Die niederdeutsche Variante Tschüsskes/Tschüssken (52 Nennungen) findet sich nördlich der Benrather Linie. Ein adé ist heute zumindest noch im Aachener Raum zu hören (11 Nennungen), auch genannt wurde dort adiëda. 

Die regionalen Abschiedsfloskeln sind durch vielfältige kulturelle Einflüsse geprägt. Spanische und französische Entlehnungen wie „adiós“ und „adieu“ wurden im Rheinland dialektal angepasst und verkürzt. Tschüss geht so zurück auf adschüss und das, so wird angenommen, leitet sich vom spanischen adiós ab, das über eine Reihe von Sprachwandelprozessen im niederdeutschen Raum adaptiert wurde (vgl. Möller 2003: 333). Davon ausgehend kann angenommen werden, dass es sich bei Tschö nicht um eine abgewandelte Kurzform von Tschüss handelt, sondern stattdessen eine davon unabhängige Kurzform zu franz. adieu (vgl. Kluge 1953: 7). Die Form Adschö, die ebenfalls genannt wurde, stellt eine dialektal angepasste Variante von adieu dar, die vor allem im Rheinland verbreitet war. Diese Form hat sich über die Jahre zu dem heute häufig verwendeten Tschö entwickelt. Der Gruß Tschau kam hingegen erst später auf, wohl im Zuge des wachsenden kulturellen Austauschs mit Italien und wurde dann ebenfalls vereinzelt übernommen (vgl. Möller 2003: 333). Alle drei Grüße sind auf lat. ad deum (dt. ‚zu Gott‘) zurückzuführen.

Auch genannt wurden bspw. Auf Wiedersehen sowie verschiedene Formen von Machs gut. Beide sind aufgrund ihrer überregionalen Verbreitung (im gesamten mitteldeutschen Sprachraum, vgl. AdA) nicht auf der Karte aufgeführt. In unserer Befragung wurden auch zwei spezifische dialektale Formen genannt, die ähnliche Bedeutungen wie diese gängigen Abschiedsfloskeln haben: Im Siegerland fiel der Begriff Nodda (16 Nennungen). Nodda ist im Siegerländer Platt der Ausdruck für ‚Auf Wiedersehen‘. Ein anderer dialektaler Begriff fiel in verschiedenen Orten Westfalens: Guet gaohn, gesprochen „chut chon“ (16 Nennungen) ist die Kurzform von „Laot juh guet gaohn“ (‚Lass‘ es dir gut gehen‘) (vgl. NDR).

 

Literatur

AdA = Elspaß, Stephan/Möller, Robert (2003ff): Atlas zur deutschen Alltagssprache (AdA). https://www.atlas-alltagssprache.de/r10-f17ab/ (Stand 06.11.2024).

Kluge (1953): Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache, bearb. v. Alfred Götze, 16. Aufl. Berlin u.a.

Möller, Robert (2003): Das rheinischetschö“. In: Rheinische Vierteljahrsblätter (65), S. 333-339.

NDR = NDR Kultur: Plattdeutsches Wörterbuch. (Stand 06.11.2024).