Alaaf und Helau (dazu in unserer
Karnevalsrufe-Karte mehr)! Die jecken Tage stehen vor der Tür, und wir haben
euch in der App gefragt, wie ihr den Donnerstag vor Rosenmontag nennt.
Der Tag läutet den Straßenkarneval
ein und wird gefolgt von der Fastenzeit, die an Aschermittwoch beginnt. Traditionell
verkleiden sich Frauen an diesem Tag als ältere Frauen und übernehmen symbolisch
die Macht. Besonders bekannt ist die Beueler Weiberfastnacht, die 1824 von
Wäscherinnen als Protest gegen das Patriarchat ins Leben gerufen wurde. Aus
ihrem ersten Kaffeeklatsch entstand ein großer Umzug. Heute beginnt der Tag mit
dem Sturm auf das Rathaus, das für die närrischen Tage von den „jecken Wievern“
übernommen wird.
In den meisten auf der Karte
abgebildeten Benennungen für den Donnerstag vor Rosenmontag kommt daher eine Bezeichnung
für ‚alte Frau‘ vor. Sprachliche Varianten von alte Frau sind unter anderem Weib,
Altweiber, Wiev, Altwiever und Möhne.
In der Befragung wurde insgesamt am
häufigsten Weiberfastnacht als
Antwort darauf genannt, wie der Donnerstag heißt. Die Variante ist in NRW weit
verbreitet. Auf der Karte lässt sich ein Gebiet erkennen, das sich von
Südwesten bis nach Nordosten ausbreitet. Das Wort ist zusammengesetzt aus Weiber und Fastnacht. Das Wort Fastnacht
und Varianten davon finden sich vermehrt in den Nennungen. Dies rührt
daher, dass Fastnacht die letzten
Tage vor der Fastenzeit, die am Aschermittwoch beginnt, bezeichnet. Fastnacht geht auf das mittelhochdeutsche
vastnaht und mittelniederdeutsche vastnacht mit der Bedeutung ‚Nacht, d.h.
Vorabend vor dem Fasten’ zurück. Eine zentralrheinische Variante davon ist Fasteleer.
Die Variante Altweiber wird als zweithäufigste Nennung der Umfrage vor allem im
Rheinland nördlich von Köln verwendet. Die Verwendung breitet sich von dort bis
an den Niederrhein aus und auch in den Osten des Rheinlands bis nach Westfalen.
Vereinzelt gibt es auch Nennungen weiter entfernt im Nordosten und Nordwesten
Westfalens. Eine Alternation von Altweiber
ist Altwiever. Sie wurde uns vor allem aus dem Kreis Viersen am Niederrhein gemeldet.
Wiever und Weiber stammen von derselben Wurzel mit der Bedeutung ‚alte Frau‘
und unterscheiden sich nur durch ihre regionale Lautung: Zum einen durch den
Unterschied von b und v (beide gehen auf das germanische ƀ zurück), zum anderen durch die Diphthongierung,
einem Lautwandel, der den Langvokal zu einem Diphthong veränderte
(frühneuhochdeutsche Diphthongierung).
Wieverfastelovend
findet sich vor allem im Kölner Raum und breitet sich von da weiter in die
umliegenden Gegenden aus. Diese Variante ist zusammengesetzt aus rheinischen
Formen von alte Frau (Wiever) und Fastnacht (Fastelovend),
bei der –ovend die regionale Form von
Abend ist.
Eine Ausnahme zur räumlichen
Abgrenzung der Varianten bildet Altweiberfastnacht.
Diese Variante ist überregional in verschiedenen Teilen NRWs verbreitet.
Weitere Komposita sind Weiber-/Altweiberkarneval,
die am Niederrhein, im Norden und im Osten NRWs genannt wurden.
Wievedach
findet sich im Nordwesten von Bonn und ist zusammengesetzt aus einer regionalen
Form von alte Frau und Tag.
Die Variante Möhneball findet sich am Niederrhein bei Kleve wieder. Im Kontext
des Karnevals wurde Möhne erst
vereinzelt in den 1930er Jahren und dann häufiger nach dem Zweiten Weltkrieg
verwendet. Zuvor wurde die Bezeichnung als gewöhnliche Anrede für verheiratete
Frauen über dem Alter von 60 Jahren verwendet. Teilweise wurde der Begriff auch
abwertend für ‚alte Jungfer‘ genutzt. Möhne
ist auch die rheinische Variante von Muhme,
was ein anderes und verdrängtes Wort für ‚Tante‘ ist. Mittlerweile wird Möhne jedoch nur noch im Bereich des
Karnevals genutzt.
In Dortmund, im Zentrum des
westfälischen Ruhrgebiets, findet sich auch eine Nennung von Weiberfasching. Diese Variante ist in
südlicheren Gebieten Deutschlands, besonders in Bayern, geläufiger. Die Nennung
auf der PALAVA-Karte stammt aus einer Großstadt, die durch die erhöhte
Mobilität darauf schließen lassen kann, dass diese Person aus einer anderen
Region zugezogen ist.
In NRW verteilt sind auch verschiedene
Varianten von Kompositabildungen mit dem Wort Donnerstag. Die Variante Fettdonnerstag
findet sich vermehrt in der Städteregion Aachen und auch einmal in Bochum.
Ursprünglich wurden die Donnerstage zwischen Maria Lichtmess und Fastnacht, zu
denen verschiedene Fettgebäcke verzehrt wurden, so bezeichnet. Ebenfalls werden
Varianten von Gründonnerstag, dem
Donnerstag vor Karfreitag, als Bezeichnung für den Donnerstag vor Rosenmontag genannt.
Die Verteilung ist verstreut in NRW.
Im Kernmünsterland und weiter im Nordosten davon erscheinen mehrere
Nennungen von Donnerstag als Antwort.
Vermutlich haben die Personen, die diese Antworten gegeben haben, keinen
engeren Bezug zu Karneval und kennen daher keine eigene Bezeichnung für den
Donnerstag vor Rosenmontag.
Auffällig bei vielen Bezeichnungen
auf der Karte ist, dass bestimmte einzelne Elemente immer wieder
unterschiedlich zu anderen Komposita zusammengesetzt werden können. Zu diesen
sich wiederholenden Elementen gehören Varianten von alte Frau, Fastnacht, Karneval und Tag. Das führt dazu, dass sich viele Bezeichnungen für den
Donnerstag vor Rosenmontag stark ähneln, zum Beispiel Weiberfastnacht, Altweiber und Altweiberfastnacht.
Literatur:
Adam Wrede: Neuer
Kölnischer Sprachschatz. Mit einer Einführung von Peter Honnen. Köln 2010.
Duden. [https://www.duden.de/ (18.02.2025)].
Etymologisches Wörterbuch des Deutschen. „Fastnacht“.
(19.02.2025).
Förderverein BeuelerWeiberfastnacht e.V. (21.02.2025).
Johannes Werner. Lexikon
des alten Krefelder Platt. Wörter, Wendungen, Redensarten, ihre Bedeutung und
ihre Herkunft, aus dem Nachlass hrsg., zu Ende geführt und bearb. von Paula
Coerper-Berker. Krefeld 2004.
Landschaftsverband
Rheinland: Dat Portal. „Wörterbuch rheinischer Alltagssprache“. (18.02.2025).
Peter Honnen: Wo kommt
dat her? Herkunftswörterbuch der Umgangssprache an Rhein und Ruhr. Köln: Greven
Verlag 2018.
Wilhelm Pape. Beitrag
zur Pflege der Mundart. In: Lohmarer Heimatblätter 14. 2000.
Wörterbuchnetz: Rheinisches
Wörterbuch. „Fase-abend“. (31.01.2025).
Wörterbuchnetz: Rheinisches
Wörterbuch. „Fett-donnerstage“. (31.01.2025).
Wörterbuchnetz: Rheinisches
Wörterbuch. „Muhne, Mühne“. (19.02.2025).
Wörterbuchnetz: Rheinisches
Wörterbuch. „Abend“. (19.02.2025).
Wörterbuchnetz: Westfälisches
Wörterbuch. „Fast-nacht“. (31.01.2025).
Wörterbuchnetz: Westfälisches
Wörterbuch. „Wīf“. (31.01.2025).