Sprachkarten

Die Karten bilden die Antworten pro Ort als Kreisdiagramm ab. Dadurch wird sichtbar, welche Antwort wir an einem Ort am häufigsten erhalten haben und andere Nennungen fallen nicht unter den Tisch. Manchmal beruhen diese Diagramme auf sehr vielen Antworten (v.a. in den städtischen Gebieten) und manchmal auch nur auf sehr wenigen oder nur einer Antwort. Falls dein Ort noch nicht dabei ist oder dein eigener Sprachgebrauch fehlt, beantworte gerne noch einige Fragen!

usselig mit seinen Varianten gilt als eines der „ ‚wichtigsten‘ rheinischen Wörter“ (Honnen: 2018), doch wie die Umfrage zeigt, verwendet ganz NRW diese Bezeichnung für ungemütlich nasskaltes Wetter. Seine genaue Geschichte ist allerdings sehr schwierig zu konstruieren. In den rheinischen Dialekten gibt es einige ähnlich klingende Wörter, die aber andere Bedeutungen haben: oseln, useln bedeutet im nördlichen Rheinland ‚kränkeln‘, während ein Osel, Usel oder Ursel in weiten Teilen des Rheinlands von ‚kleines Kind‘ über ‚ungepflegte Person‘ und ‚Armut‘ bis zu ‚Hautausschlag‘ vieles bezeichnen kann. Im münsterländischen Dialekt bedeutet Uesel ‚Asche‘, ‚Abfall‘ oder auch ‚hässliche Person‘ oder ‚Feigling‘. Das Adjektiv ueselig verwendet man in westfälischen Dialekten ähnlich wie in den rheinischen: das Bedeutungsspektrum erstreckt sich von ‚unsauber‘ über kränklich‘ zu ‚nasskalt‘. Im Mittelhoch- und niederdeutschen findet man usel, osel, üsel (und weitere Varianten) als Bezeichnung für ‚Asche‘. Die Verknüpfung zu Krankheit und Regenwetter könnte man hier über die gräuliche Farbe herstellen. Allerdings findet sich in den rheinischen Dialekten dieser Zusammenhang nicht, sodass man auch unselig als Ursprung von usselig vermutet hat. Da aber die standarddeutsche Form auch im Dialekt bekannt ist, müsste sich uselig in der Bedeutung ‚kümmerlich‘ abgetrennt haben. So bleibt die Wortherkunft so trüb wie das Wetter, das usselig beschreibt.

Umso bunter ist die Vielfalt in der Aussprache des Wortes. Die Variante mit kurzem u, auf der Karte hellgrün dargestellt, ist die häufigste und in allen Teilen des Bundeslandes vertreten. Die Verteilung der Varianten ist größtenteils unsystematisch. Mit einem langen u wird das Wort vor allem im südlichen und zentralen Rheinland ausgesprochen, aber auch im Münsterland. Ebenfalls im Münsterland verbreitet ist die Variante mit ö, die man unter anderem auch in Ostwestfalen und rechtsrheinisch verorten kann. üsselig sagt man in einem diagonalen Streifen vom südlichen Rheinland über das Bergische Land bis nach Westfalen. Deutlich seltener ist die Variante mit langem ü, die nur aus Bünde und Lippstadt gemeldet wurde. Der Rest der Varianten ist unsystematisch verteilt und wurde nur wenige Male genannt.

Zur Aussprache des Auslauts von usselig gibt’s eine eigene Karte.

Literatur:

Peter Honnen: Wo kommt dat her? Herkunftswörterbuch der Umgangssprache an Rhein und Ruhr. Köln 2018.

Rheinisches Wörterbuch, digitalisierte Fassung im Wörterbuchnetz des Trier Center for Digital Humanities, Version 01/23, https://www.woerterbuchnetz.de/RhWB.

Westfälisches Wörterbuch, digitalisierte Fassung im Wörterbuchnetz des Trier Center for Digital Humanities, Version 01/23, <https://www.woerterbuchnetz.de/WWB>.