Ein Kuchen, der von außen goldbraun aussieht, aber innen noch weich und feucht ist – jeder hat wahrscheinlich schon einmal das Gefühl gehabt, in ein Stück Gebäck zu beißen, das nicht ganz durchgebacken war. Doch wie beschreibt man diese teigige Konsistenz? Danach haben wir in der PALAVA-App gefragt. Insgesamt wurden dazu 2500 Antworten gesammelt, die 326 verschiedene Ausdrücke umfassen. Viele dieser Begriffe zeigen eine großräumige Verbreitung und vermitteln ähnliche Eindrücke von einer schlammigen, feuchten Textur.
Mit 505 Nennungen wurde klitschig am häufigsten genannt. Dazu zählen auch Varianten, bei denen der Kuchen als Klitschkuchen oder (Kuchen mit) Klitschstreifen bezeichnet wird. Ein Blick auf die Karte zeigt, dass diese Variante vor allem in Westfalen verbreitet ist. Verwandte Ausdrücke sind klietschig (72 Nennungen) oder kletschig (441 Nennungen) – letzteres ist vor allem im Rheinland bekannt. Verwandt sind diese Begriffe mit dem Wort klatschen: das eine helle Klangfarbe wiedergebende, lautmalerische Verb ahmt das Geräusch eines (feuchten) Aufpralls nach, etwa wenn nasse Oberflächen aufeinanderschlagen (vgl. DWDS). Überregional bekannt sind diese Begriffe auch in Wörtern wie klitschnass.
Knätschig (92 Nennungen, inkl. Varianten wie knatschig oder knietschig) ist vor allem am südlichen Niederrhein geläufig. Der Ausdruck leitet sich vom Verb knatschen ab, das seit dem 18. Jahrhundert belegt ist. Knatschig wird – neben der Bezeichnung von teigigem Gebäck – auch zur Beschreibung quengeliger oder mürrischer Kinder genutzt (vgl. RhWb).
Der Begriff matschig wurde 339 Mal genannt. Er ist in ganz Nordrhein-Westfalen gebräuchlich. Bei matschig, verwandt mit manschen, planschen (vgl. DWDS), handelt es sich ebenfalls um eine lautnachahmende Wortbildung, die das beim Planschen entstehende Geräusch wiedergibt. In den Mundarten ist das Wort seit dem 18. Jh. nachgewiesen, wird aber mit Sicherheit älter sein. Auch bei anderen Wörtern handelt es sich um lautmalerische Ausdrücke: Tätschig (72 Nennungen) ist vor allem im Rheinland verbreitet. Zurückzuführen ist das Wort auf mhd. tetschen, was so viel heißt wie ‚mit klatschendem Aufschlagen von Händen und Füßen sich im Wasser bewegen, panschen‘ (vgl. RhWb).
läätschig wurde 47 Mal genannt und zeigt dabei keine klare regionale Gebundenheit. Der Ausdruck kann eine weiche oder schmierig wirkende Substanz beschreiben, die nach anhaltendem Regen oder aufgetautem Boden entsteht. In diesem Zusammenhang wird läätschig oft verwendet, um eine Textur zu beschreiben, die sich nach längerer Feuchtigkeit oder Verwitterung bildet, beispielsweise bei Bodenbelägen. Zudem kann er sich auf eine schlurfende, träge oder nachlässige Art des Gehens oder breite, plumpe oder ausgetretene (Haus-)Schuhe beziehen. Läätschig kann neben zu weichem Gebäck auch fade oder unzureichend gewürzte Gerichte beschreiben (vgl. RhWb).
Der Begriff schlotzig (34 Nennungen) ist vor allem im Ruhrgebiet verbreitet. Er lässt sich auf das Verb schlotzen zurückführen, das ursprünglich (17. Jh.) ‚saugen‘ oder ‚lutschen‘ bedeutete. Heute beschreibt schlotzen ein langsames, schmatzendes Geräusch oder eine träge Bewegung, die mit einer feuchten Substanz verbunden ist. Die Herkunft des Begriffs ist jedoch nicht vollständig geklärt.
Ein spannender Ausdruck für zu weichen Kuchen ist die Redewendung eine Bank haben (z. B. in Der Kuchen hat eine Bank), die am nördlichen Niederrhein gebräuchlich ist. Sie verweist vermutlich metaphorisch auf eine weiche, feuchte Stelle im Kuchen, die sich wie eine „Schlammbank“ anfühlt – eine instabile, ungleichmäßig gegarte Textur, die weicher und feuchter ist als der Rest des Kuchens.
All diese Begriffe teilen eine gemeinsame Eigenschaft: Sie betonen die Feuchtigkeit und die unvollständige Backweise des Kuchens, was zu einem feucht-klebrigen Erlebnis beim Verzehr führt. Dieser Zusammenhang zeigt sich auch auf der lautlichen Ebene: Die Lautfolge -tsch- findet sich im Allgemeinen in Wörtern „zum Ausdruck von Feuchtem, Glitschigem” (Eisenberg 2013: 43), wie in lutschen, Matsch, Patsche oder plätschern.
Literatur:
DWDS: Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb>.
Eisenberg, Peter (2013): Grundriss der deutschen Grammatik: Das Wort. Stuttgart: Metzler.
RhWb: Rheinisches Wörterbuch, digitalisierte Fassung im Wörterbuchnetz des Trier Center for Digital Humanities, Version 01/23, <https://www.woerterbuchnetz.de/RhWB>.