Passend zum Start der Sommerferien steigen die Temperaturen
wieder an. Was bietet sich besser an so einem warmen Sommertag an, als einen
Ausflug ins Freibad zu unternehmen, um sich mit einem Sprung ins Wasser
abzukühlen? Wie der Klassiker unter den Sprungfiguren, bei dem mit den Armen
und dem Kopf zuerst ins kalte Nass eingetaucht wird, in der Alltagssprache in
NRW genannt wird, wurde in der Sprach-App PALAVA abgefragt. Die Sprachkarte
zeigt eindeutige Antworten auf die Frage „Wie nennst du diese Art, ins Wasser
zu springen?“.
Die Karte bildet insgesamt 2.955 Antworten ab. Köpper (gelb) wurde am häufigsten für
den Sprung ins Wasser genannt (2.795-mal) und ist überregional in NRW verbreitet.
Die Variante bildet somit 94,59% aller Antworten auf der Karte ab. Die
Bezeichnung ist abgeleitet von Kopp, der
nicht lautverschobenen Variante von Kopf.
Das heißt, dass die zweite Lautverschiebung nicht stattgefunden hat und sich
der Laut p nicht zu pf verändert hat. Somit ist Köpper eine regionale Variante, die sich
durch ihren Gebrauch weiter ausgebreitet hat. Köpper kommt vor allem im Norden und Nordwesten Deutschlands vor,
während es im Süden Köpfer heißt. Die
lautverschobene Variante Köpfer (dunkelgrün)
wurde in unserer Umfrage ebenfalls einige Male in NRW angegeben.
Daneben finden sich noch einige kleinräumig verbreitete
Varianten auf der Sprachkarte. Vor allem im südöstlichen Rheinland werden Köppe (dunkelblau) und im Kölner
Stadtgebiet Köppes (hellblau) genannt.
Auch diese Varianten sind nicht lautverschoben und auf Kopf zurückzuführen. Bei Köppes
handelt es sich um eine interessante Analogbildung: In den Dialekten des
Rheinlands wurden lateinische Männernamen wie Antonius, Bartholomäus oder
Matthias an die lokale Lautung
angepasst und endeten dann auf -es: Tünnes, Meves, Mattes. Aus einer
dieser Namensformen hat sich auch eine kölsche Berufsbezeichnung entwickelt: Der
Köbes (aus Jacobus) ist heute ein Kellner im Brauhaus. Analog dazu hat sich
für seinen Kollegen am Zapfhahn die Bezeichnung Zappes entwickelt und dann auch, so die Vermutung, der Köppes im Schwimmbad.
Einige Teilnehmende beschreiben die Sprungart mit dem Adverb
kopfüber (rosa), teilweise auch in
dialektaler Variation, wie zum Beispiel koppöffach
und koppheister. Die Bezeichnung koppheister ist norddeutsch und kann in
dem Ausdruck einen koppheister schießen
auch ‚einen Purzelbaum schlagen‘ oder ‚kopfüber herabfallen‘ bedeuten.
Fast überall in NRW außer in Südwestfalen ist die Variante Kopfsprung (rot) verbreitet. Zweimal
wurde auch die nicht lautverschobene Variante Koppsprung genannt. Hechtsprung (hellgrün)
wird vor allem im Raum Köln sowie vereinzelt im restlichen Rheinland und Kreis
Steinfurt aufgeführt. Es kann neben ‚Sprung mit dem Kopf zuerst ins Wasser ‘
auch ‚Sprung mit gestrecktem Körper ‘ bedeuten. Bei den Varianten Kopfsprung und Hechtsprung erscheint in der Aussprache im Münsterland, in
Ostwestfalen-Lippe und im Westfälischen Ruhrgebiet wortfinal oft der Verschlusslaut
k, sodass es wie Sprungk klingt.
Deutlich wird: Alle Varianten leiten sich von der Art und
Weise ab, wie ins Wasser gesprungen wird. Die meisten fokussieren sich dabei
auf den Kopf als wichtigstes Merkmal der Sprungart.
Literatur
„Hechtsprung“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch
der deutschen Sprache, [https://www.dwds.de/wb/Hechtsprung], abgerufen am
04.07.2025.
„Köpper“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der
deutschen Sprache, [https://www.dwds.de/wb/K%C3%B6pper] abgerufen am
12.06.2025.
„koppheister“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch
der deutschen Sprache, [https://www.dwds.de/wb/koppheister], abgerufen am
12.06.2025.
„Kopf“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der
deutschen Sprache, [https://www.dwds.de/wb/Kopf], abgerufen am 16.06.2025.
Rein, Charlotte: „Bertes“, „Drickes“ und „Mattes“.
Männernamen auf -es. In: „Dat Portal. So spricht das Rheinland“. Ein
Informationsangebot des Landschaftsverband Rheinland. [https://dat-portal.lvr.de/namen/vornamen/bertes-drickes-und-mattes-maennernamen-es],
abgerufen am 07.07.2025.