Sprachkarten

Die Karten bilden die Antworten pro Ort als Kreisdiagramm ab. Dadurch wird sichtbar, welche Antwort wir an einem Ort am häufigsten erhalten haben und andere Nennungen fallen nicht unter den Tisch. Manchmal beruhen diese Diagramme auf sehr vielen Antworten (v.a. in den städtischen Gebieten) und manchmal auch nur auf sehr wenigen oder nur einer Antwort. Falls dein Ort noch nicht dabei ist oder dein eigener Sprachgebrauch fehlt, beantworte gerne noch einige Fragen!

Wir haben unsere Gewährspersonen gefragt, wie sie einen schmalen Weg, zum Beispiel durch einen Wald, nennen und dazu ein passendes Bild gezeigt.

 

In den meisten Teilen NRWs wurde eine Variante von Weg genannt – zum Beispiel schmaler Weg, kleiner Weg, Grünweg, Spitzbubenweg oder Wegelchen, oft in regionaltypischer Lautung, also auch Wech oder Wesch. Weg (ahd. weg, mhd. wec, weg) geht auf das germanische *weg-a- ‚bewegen‘ zurück.

 

Ebenfalls weit verbreitet ist (Trampel-)Pfad und dessen Varianten wie schmaler Pfad und Pfädchen. In allen Regionen kann der Anlaut pf zu einem f vereinfacht werden, sodass viele der Nennungen wie Faad klingen. Pfad hat sich aus mhd. pfat, ahd. pfad, westgermanisch *paþa-, alle mit der Bedeutung ‚Pfad‘ entwickelt. Im Niederdeutschen und den mitteldeutschen Dialekten hat die Lautverschiebung von p zu pf nie stattgefunden, daher ist die Form in den nordrhein-westfälischen Dialekten Patt. Dieses Wort findet auch im Regiolekt Verwendung: Vor allem im Münsterland, aber auch am Niederrhein und im südlichen Rheinland gibt es viele Nennungen dieses Wortes. Die Verkleinerungsform Pättken ist, wie zu erwarten war, nördlich der Benrather Linie verbreitet. Das lautverschobene Pättchen findet man südlich und nördlich der Grenze zwischen Nieder- und Mitteldeutsch.

Eine Variante von Patt, der Pattweg (meist Pattwech gesprochen), ist vor allem in Ostwestfalen verbreitet. Auch dieses Wort ist vom Dialekt in den Regiolekt übergegangen.

 

Hohlweg ist in vielen Teilen NRWs gebräuchlich, jedoch nicht bei Sprecher:innen, die ab den 1990ern geboren wurden. hohl kann nicht nur ‚innen leer‘ bedeuten, sondern auch ‚nach innen gekrümmt‘ – ein Hohlweg ist also ein Weg durch Gelände, das sich um den Weg wölbt.

 

Die Verteilung von Allee ist unsystematisch. Bei dieser Bezeichnung handelt es sich um ein französisches Lehnwort aus dem 16. Jahrhundert (frz. allée ‚Gang‘), das zuerst für baumgesäumte Wege in Parks und Gärten genutzt wurde. Die Bedeutung hat sich aber auf andere von Bäumen begrenzte Wege ausgeweitet.

 

Auch Gasse kann geografisch nicht genau eingegrenzt werden. Das Wort geht auf mhd. gazze, ahd. gazza zurück und bezeichnet vor allem im Standarddeutschen in erster Linie eine enge Straße innerhalb einer Ortschaft. In Nordrhein-Westfalen kann offensichtlich aber auch ein Weg außerhalb einer Siedlung so genannt werden.

 

Am südlichen Niederrhein gibt es ein kleines Nest des Begriffs Schlippe. Die genaue Herkunft ist unklar, das Wort scheint jedoch mit schlüpfen ‚sich schnell bewegen‘ und schliefen ‚in den Fuchs- oder Dachsbau kriechen‘ (einem Fachbegriff der Jägersprache) zusammenzuhängen. Namengebend ist hier nicht die Art der Bewegung, sondern die schmale Fläche, auf der sie geschieht. Dass es im Ostmitteldeutschen den gleichen Begriff mit identischer Bedeutung gibt, ist das zufällige Ergebnis unterschiedlicher Lautentwicklungen.

 

In Ostwestfalen kennt man die Bezeichnung Twete (oder Twiete), die schon im Dialekt einen engen Durchgang zwischen zwei Häuserreihen, Hecken und Ähnlichem beschreibt. Einige Straßen in Westfalen tragen dieses Dialektwort im Namen.

 

Unter "Sonstiges" ist eine Reihe an Begriffen zusammengefasst, die nicht in die anderen Kategorien einsortiert werden konnte und geografisch nicht einzugrenzen ist. Dazu gehören Bogen, Furt, Hain, Kellerken, Quad und Röhre.

 

Literatur:

 

DWDS – Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache. Das Wortauskunftssystem zur deutschen Sprache in Geschichte und Gegenwart, hrsg. v. d. Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, <https://www.dwds.de/>, abgerufen am 06.12.2024.

 

Friedrich Kluge: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. Bearbeitet von Elmar Seebold. 25. Auflage. Berlin/Boston 2011.

 

Rheinisches Wörterbuch, digitalisierte Fassung im Wörterbuchnetz des Trier Center for Digital Humanities, Version 01/23, [URL: https://www.woerterbuchnetz.de/RhWB].

 

Westfälisches Wörterbuch, digitalisierte Fassung im Wörterbuchnetz des Trier Center for Digital Humanities, Version 01/23, [URL: https://www.woerterbuchnetz.de/WWB].